Freitag, 07. März 2025
Stellungnahme des Katholikenrats im Bistum Speyer zum Entwurf zur Pfarreistrukturreform „Ein Segen sollt ihr sein“
Die geplante Neustrukturierung des Bistums birgt Chancen, aber auch Herausforderungen. Damit die Kirche zukunftsfähig bleibt, müssen Mitbestimmung, Transparenz und die Rolle der Ehrenamtlichen klar geregelt sein. Der Katholikenrat fordert daher eine Kirche, die offen, partizipativ und nachhaltig gestaltet wird.
1. Bistumsvision: Eine offene und zukunftsfähige Kirche
Die Neustrukturierung bietet die Möglichkeit, neue Kirchenorte zu entdecken und Gemeinden ohne starre strukturelle Anbindungen weiterzuentwickeln. Im aktuellen Konzept fehlen jedoch klare Aussagen zur Öffnung gegenüber kirchenfernen Menschen und zur ökumenischen Zusammenarbeit. Diese Aspekte müssen systematisch gefördert werden, um Kirche für die Gesellschaft relevant zu halten. Gleichzeitig darf Prävention sexualisierter Gewalt kein Randthema sein, sondern muss als Querschnittsaufgabe fest in den neuen Strukturen verankert werden.
Strukturen sind Mittel zum Zweck. Was aber ist der Zweck, also das Ziel? Eine Neustrukturierung muss mehr sein als eine organisatorische Anpassung – sie muss einer klaren pastoralen Vision folgen und das kirchliche Leben nachhaltig stärken.
Die zentrale Frage bleibt: Welche Kirche wollen wir wirklich? Eine zukunftsfähige Kirche muss offen, dialogbereit und partizipativ sein.
2. Ehrenamt: Klare Strukturen und echte Beteiligung
Ehrenamtliche dürfen nicht als Ersatz für fehlende Hauptamtliche dienen, sondern brauchen eine klare strukturelle Verankerung auf Dekanatsebene. Wenn Hauptamtliche entlastet werden sollen, muss definiert sein, wer die anfallende Arbeit übernimmt. Besonders junge Menschen müssen gezielt eingebunden werden, um langfristiges Engagement zu fördern. Kirche kann nur zukunftsfähig sein, wenn Ehrenamtliche nicht nur geduldet, sondern aktiv unterstützt und gefördert werden.
3. Gremien: Mitbestimmung und demokratische Strukturen sichern
Die Beteiligung der Ehrenamtlichen in den Gremien muss erhalten und gestärkt werden. Der Verwaltungsrat darf nicht mit dem Pfarreirat zusammengelegt werden, da pastorale und administrative Aufgaben klar getrennt bleiben müssen. Eine einzige Vertretung pro Pfarrei im Dekanatsrat sowie eine Vertretung pro Gemeinde im Pfarreirat ist unzureichend – für echte Mitbestimmung braucht es eine breitere Repräsentation, und wir haben höhere Ansprüche an Synodalität. Zudem muss der Dekanatsrat auch in Fragen der Schwerpunktsetzung und Personalplanung ein Mitspracherecht haben, um eine demokratische und transparente Entscheidungsfindung zu gewährleisten.
4. Leitung: Machtbegrenzung und klare Zuständigkeiten
Die geplante Machtkonzentration auf den Dekan widerspricht den Ergebnissen des Synodalen Wegs und erhöht das Risiko von Machtmissbrauch. Leitung muss auf mehrere Schultern verteilt werden, um Partizipation zu ermöglichen und Transparenz zu sichern. Seelsorgerische und administrative Verantwortung gehören getrennt – ein Dekan ist kein Verwaltungsfachmann, weshalb eine kaufmännische Leitung zwingend erforderlich ist. Die Zukunft der Kirche kann nur mit einer gerechten Machtverteilung und einer Stärkung synodaler Entscheidungsprozesse gelingen.
5. Verbände: Nachhaltige Unterstützung und Wertschätzung
Katholische Verbände sind eine tragende Säule der Kirche, denn aus ihnen wachsen viele Ehrenamtliche. Ihre Arbeit muss nicht nur wertgeschätzt, sondern auch strukturell und finanziell gesichert werden. Die Finanzierung von Verbandsreferent*innen darf nicht infrage gestellt werden, da sie eine entscheidende Unterstützung für ehrenamtliches Engagement leisten. Verbände müssen einen festen Platz in den neuen Strukturen erhalten, um weiterhin ihre wertvolle Bildungs-, Sozial- und Seelsorgearbeit leisten zu können.
Fazit
Der Katholikenrat im Bistum Speyer fordert eine Kirchenreform, die echte Partizipation ermöglicht, ehrenamtliches Engagement sichert und demokratische Strukturen stärkt. Eine zukunftsfähige Kirche braucht eine breite Beteiligung, klare Zuständigkeiten und den Mut, neue Wege zu gehen.
Speyer, 05.03.2025
gez. der Vorstand
Stefan Angert
Thomas Held
Gabriele Kemper
Christine Lormes
Theo Wieder