Dienstag, 20. Mai 2025
Aufarbeitung weiterführen – Vorgaben umsetzen – Machtstrukturen beseitigen Erklärung des Vorstandes des Katholikenrates im Bistum Speyer
Mit großer Bestürzung haben wir als Vertretung der Katholikinnen und Katholiken im Bistum Speyer den 1. Teil der Aufarbeitungsstudie zum sexuellen Missbrauch im Bistum Speyer seit 1946 zur Kenntnis genommen. Es ist für uns unbegreiflich, welches Leid die betroffenen Kinder und Jugendlichen im Raum Kirche, insbesondere in den verschiedenen Kinderheimen und Internaten, durch Kleriker, Ordensangehörigen und Mitarbeitende erleben mussten. Die geschilderten Taten, aber auch das Wegschauen, Vertuschen und Verschweigen, das die Studie immer wieder belegt, machen sprachlos und fordern gleichzeitig zum Handeln auf, damit Kirche wirklich zu einem sichernden und unterstützenden Ort wird. In unseren Gedanken und unserem Mitgefühl sind wir bei allen von sexualisierter Gewalt betroffenen Menschen.
Aufarbeitung weiterführen
Diese Studie ist ein wichtiger Schritt der Aufarbeitung, doch der Prozess der Aufarbeitung muss auch Bistumsintern weitergehen. Wir begrüßen ausdrücklich, dass unser Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann seine Verantwortung übernimmt, Täterinnen und Täter benennt sowie sich für die Betroffenen einsetzt. Zu einer Aufarbeitung gehört auch, alle, die im Raum der Kirche haupt- und ehrenamtlich tätig sind, für Grenzverletzungen in Wort und Tat sowie Missbrauch von Macht zu sensibilisieren. Die bestehenden Schweigespiralen müssen durchbrochen werden, damit Betroffene und auch Personen des Umfeldes, den Mut finden, sich zu melden. Bistumsleitung, Pfarreien, Kinderheime und Orden haben sich damit auseinanderzusetzen, wie sie mit der Gedenkkultur Beschuldigter zukünftig umgehen.
Vorgaben umsetzen
Um sexualisierte Gewalt zukünftig zu verhindern, bedarf es neben einer Kultur der Achtsamkeit auf allen Ebenen kirchlichen Lebens ebenso einer konsequenten Umsetzung der Vorgaben und Maßnahmen, die im Rahmen der Prävention und Intervention notwendig sind. Dabei spielen Prozessbeschreibungen, Präventionsschulungen, die Institutionellen Schutzkonzepte und die Leitlinien zur Gedenkkultur eine wichtige Rolle. Der Betroffenenbeirat muss bei allen Entscheidungen angehört und ernst genommen werden. Wir fordern eine konsequente Kontrolle in der Umsetzung dieser Vorgaben für die Bistumsverwaltung, Pfarreien, Verbände, Schulen, Kindertageseinrichtungen, caritative Einrichtungen usw. Ziel muss es sein, dass jede und jeder ihren und seinen Beitrag für eine sichere und sichernde Kirche leistet, damit solche Taten nicht mehr vorkommen und Betroffene schnell Hilfe bekommen.
Machtstrukturen beseitigen
Die Studie betont, dass sexueller Missbrauch vor allem ein strukturelles Problem ist. Innerkirchliche, klerikalistische Machtstrukturen sowie überhöhtes Amtsverständnis und Tabuisierungen sind konsequent abzubauen. Der durch die MHG-Studie ausgelöste Synodale Weg der Kirche in Deutschland benennt dabei klar die erforderlichen Reformschritte hinsichtlich der Sexualmoral der Kirche, der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern und dem Prinzip der Synodalität für ein neues Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen. Als Katholikenrat im Bistum Speyer unterstützen wir unseren Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in der Umsetzung entsprechender Reformen des Synodalen Weges.
Speyer, den 19.05.2025
Stefan Angert, Thomas Heitz, Gabriele Kemper, Christine Lormes, Theo Wieder
Vorstand