Das jüngst veröffentlichte Dokument der Kleruskongregation zur Rolle der „Laien“ in den Gemeinden geht an der Lebenswirklichkeit der Kirche in Deutschland vorbei. Wenn es darin heißt, dass „Laien“ von Gemeindeleitung ausgeschlossen bleiben und das Amt des Pfarrers gestärkt wird, dann wirkt dies verstörend und ist eine Enttäuschung für die vielen ehrenamtlich Mitarbeitenden, die versuchen, konstruktiv mit dem Priestermangel umzugehen. Es entspricht in keiner Weise dem Bedarf der heutigen Zeit mit ihren gegenwärtigen Herausforderungen und unseren Vorstellungen eines gemeinsamen Priestertums.
In unserem Bistum übernehmen in den Gemeinden, den Pfarreien, den kirchlichen Gruppierungen und Verbänden viele engagierte Menschen - haupt- und ehrenamtlich Tätige - wichtige Aufgaben, auch in Leitungsfunktionen. Sie wirken in den Grunddiensten der Kirche, in Katechese, Liturgie und Caritas, entwickeln Projekte, zeigen Präsenz und geben ihrer Kirche vor Ort ein Gesicht. Eine Pfarrei im Bistum Speyer kann ohne die Arbeit vieler Haupt- und Ehrenamtlicher nicht mehr aufrechterhalten werden. Die Menschen stellen gemeinsam mit dem leitenden Pfarrer ihr berufliches Wissen zur Verfügung und bringen Ideen und „Herzblut“ in aktuelle Projekte. Sie übernehmen Verantwortung in den Sach- und Gemeindeausschüssen, dem Pfarrei- und Verwaltungsrat sowie in den Vorständen unserer Verbände. Bei der heutigen Vielfalt der Aufgaben und der Größe der Pfarreien können diese Anforderungen nicht mehr von einem Pfarrer allein bewältigt werden. Hierzu braucht es ein kompetentes Team von engagierten Menschen, die gemeinsam mit dem leitenden Pfarrer oder im „Leitungsteam“ den Anforderungen unserer heutigen Zeit gerecht werden.
Hier könnte sich ein Blick auf die synodalen Elemente des sogenannten Apostelkonzils (Apg 15) lohnen. Die junge Kirche stand vor einer Zerreißprobe hinsichtlich der Frage, ob die bekehrten Heiden beschnitten werden müssen, oder ob es für sie einen eigenen Weg gibt? Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg schreibt zu diesem Thema: „Petrus stellt unwidersprochen fest, dass es nicht darum gehen kann, welche Partei sich durchsetzt, sondern dass es vielmehr gilt, gemeinsam Gottes Wille zu ergründen.“ Auch im aktuellen Konflikt geht es nicht darum wer sich durchsetzt; sondern es geht um eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen allen in der Kirche tätigen Christen. Dies kann, mit Blick auf die aktuellen Herausforderungen und die derzeitige und zu erwartende Personalsituation nur gemeinsam erfolgen.
Speyer, den 03.08.2020