Montag, 31. August 2020

"Wir haben noch Luft!"

Katholikenrat unterstützt Postkartenaktion von kfd und KDFB für eine geschlechtergerechte Kirche

 „Wir bleiben dran! Wir kämpfen weiter für eine geschlechtergerechte Kirche.“ Dieser Slogan ziert eine Postkarte, mit der die beiden Frauenverbände im Bistum Speyer, Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) und Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), dazu aufrufen, sich für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in der Kirche einzusetzen.


Mit der Aktion in Kooperation mit zahlreichen diözesanen Verbänden und Vereinigungen wie dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend, dem Frauenforum oder dem Katholikenrat, wollen KDFB und kfd ihrer seit langem bestehenden Forderung, Frauen den Zugang zu allen Diensten und Ämtern zu gewähren und sie zu 50 Prozent an allen Entscheidungen zu beteiligen, Nachdruck verleihen. Die Akteure untermauern ihren Anspruch mit dem Abdruck einer von insgesamt sieben „Osnabrücker Thesen“, die bei einem Ökumenischen Kongress im Dezember 2017 in der niedersächsischen Stadt zum Thema „Frauen in kirchlichen Ämtern“ verabschiedet wurden. Sie lautet: „Nicht der Zugang von Frauen zu den kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern deren Ausschluss.“


Die Vorderseite der Postkarte zeigt ein Foto von einer bundesweiten Aktion von kfd und KDFB am 2. März dieses Jahres in Mainz, bei der zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mehr als 131 000 Unterschriften für eine geschlechtergerechte Kirche an das Präsidium des Synodalen Weges übergeben wurden.


Nach Angaben der diözesanen KDFB-Geschäftsführerin Astrid Waller hatten die beiden Frauenverbände im Bistum ursprünglich gemeinsam mit weiteren Verbänden am 20. August ein Aktions- und Gebetstreffen zum Thema geschlechtergerechte Kirche geplant, um anschließend die Forderungen in den Visionsprozess „Segensorte“ des Bistums einfließen zu lassen. Denn Ende August sollte eigentlich die Eingabefrist zur Beteiligung am Visionsprozess enden. „Aufgrund der Corona-Pandemie wurde das Verfahren verändert, und wir mussten uns eine Alternative überlegen.“ Mitte Juni sei schließlich die Idee der Postkartenaktion entstanden, die nun am 20. August statt des Aktions- und Gebetstreffens an den Start geht.   
7 000 Karten werden derzeit innerhalb der Frauenverbände sowie an die Kooperationspartner zur Weitergabe an ihre Mitglieder verteilt mit der Bitte, die Forderung nach einer geschlechtergerechten Kirche durch ihre Unterschrift zu unterstützen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die je eigene „Vision von Kirche im Bistum Speyer“ auf eigens dafür vorgesehenen Zeilen zu notieren. Die Postkarten, frankiert mit 60 Cent „für meine Vision“, kann bis zum 30. September an eine zentrale Adresse der Frauenverbände geschickt werden. kfd und KDFB möchten die eingegangenen Karten im Herbst an Vertreter des Visionsprozesses im Bistum Speyer übergeben, damit sie in den Prozess einfließen.


Marina Mathias, die Diözesan-Vorsitzende der kfd, erhofft sich von der Postkartenaktion, dass das Ziel einer geschlechtergerechten Kirche im Gespräch bleibt, „denn wir erreichen es nur, wenn wir das Thema wach halten“. Wenn man Veränderungen wolle, „muss man dafür kämpfen“, stellt die kfd-Frontfrau klar. „Bereits in der Vergangenheit hätten die Frauen einen langen Atem bewiesen. „Und wir haben noch Luft.“ Allerdings müsse es in absehbarer Zeit Erfolge geben, sonst werde es immer schwieriger, die Frauen zu mobilisieren und zu verhindern, dass sich viele von ihnen von der Kirche abwenden.


„Die Realität, besonders auch in den letzten Wochen und Monaten, zeigt doch, dass gerade die Frauen in allen Bereichen der Kirche präsent sind und schon immer auch in Eigenverantwortung im Gemeindeleben, im diakonischen Dienst und in der Verkündigung tätig waren und sind. Dieser Realität muss auch von Seiten der Amtskirche endlich Rechnung getragen werden“, unterstreicht die KDFB-Diözesanvorsitzende Monika Keggenhoff. Gerade im Hinblick auf die Treffen der Regionenkonferenzen zum Synodalen Weg Anfang September, unter anderem auch in Ludwigshafen, sei es wichtig, sich jetzt deutlich und mutig zur Frage der Geschlechtergerechtigkeit und zum Umgang mit Macht und Gewaltenteilung zu äußern. „Rückzug und Resignation werden uns da sicher nicht weiterbringen.“

 

Petra Derst

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