Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben;
ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben;
ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen;
ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben;
ich war krank, und ihr habt mich besucht;
ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen….
Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Geschwister getan habt, das habt ihr mir getan. (Matthäusevangelium 25, 35-36.40b)
Wir feiern an Weihnachten die Geburt eines besonderen Kindes. Es hat unsere Erde, viele Menschen und auch uns verändert.
Wir Christ*innen besinnen uns auf sein Leben und stellen uns in unserem Handeln die Frage: Was würde Jesus tun?
Gerade in dieser außergewöhnlichen Zeit, in dieser Krise, ist das eine besondere Herausforderung.
Wer sind die besagten Hungrigen? Sind es die, die wegen coronabedingten Ausgangssperren und damit verbundenen Arbeitsverboten keinen „Broterwerb“ haben, in einer Existenzkrise stecken?
Wer sind die Durstigen? Sind es die Menschen, die sich nach Nähe dürsten? Nähe, die uns die aktuellen Bestimmungen untersagen.
Wer sind die Obdachlosen und Fremden? Unzählige Menschen finden derzeit keine Herberge. Sie sind auf der Flucht und werden nicht aufgenommen. Sie ertrinken auf hoher See. Nackt und bloßgestellt, stehen sie vor Europas Türen.
Wer sind die Kranken und Alten? Die, die besonders unter der Corona-Krise leiden, weil sie Angst vor Ansteckung haben und sich isolieren müssen.
Wer sind die Gefangenen? Viele Menschen, die in den eigenen Sorgen gefangen sind und zusätzlich sind die Möglichkeiten, die Sorgen zu teilen, gering.
Die Inhaftierten, die auf Grund von Corona nur digital Kontakt zu ihren Liebsten haben. Die es aushalten müssen in dieser Zeit nicht für sie da zu sein.
Zu alledem fordert uns Jesus auf zu handeln und den Blick nicht nur auf uns selbst zu richten. Wir sollen schauen, wo wir gebraucht werden. Wir sollen aktiv werden.
In einem Gebet aus dem 14. Jahrhundert heißt es:
Christus hat keine Hände, nur unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat keine Füße, nur unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat keine Lippen, nur unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat keine Hilfe, nur unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.
Mit dieser Aufforderung lässt er uns nicht allein, sondern er steht an unserer Seite. Er trägt jede Krise mit. So auch diese. Um seinen Auftrag konkret werden zu lassen sendet er uns: Wir sollen seine Hände sein, um seine Botschaft für geforderte und leidenden Menschen spürbar zu machen.
Die Prozesse in unserem Bistum und in der deutschen Kirche stellen uns vor große Herausforderungen. Sie bieten uns aber auch die Chance, die Weichen neu zu stellen und uns für eine handlungsfähige Kirche einzusetzen.
Wir bedanken uns bei allen, die die Arbeit des Katholikenrates und seiner Sachausschüsse im vergangenen Jahr mitgetragen haben, und wünschen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest.
Der Vorstand des Katholikenrates